Wer reizte David zur Volkszählung (vgl. 2. Samuel 24:1 und 1. Chronik 21:1)?
- Elia
- 9. Aug. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Aug. 2023
Im zweiten Buch Samuel und im ersten Buch Chronik lesen wir von einer Volkszählung, welche David durchführen liess.
Beide Abschnitte beginnen damit, dass David zu dieser Volkszählung gereizt wurde:
Und wieder entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel. Und er reizte David gegen sie auf zu sagen: Geh hin, zähle Israel und Juda!
2. Samuel 24:1
Und ein Widersacher stellte sich gegen Israel und reizte David, Israel zu zählen.
1. Chronik 21:1
Einerseits steht, dass der HERR David reizte, anderseits steht, dass es ein Widersacher war. Die Frage die sich nun stellt ist, wer David reizte, der HERR oder ein Widersacher? Die Antwort ist: es war ein Widersacher und der HERR hat es zugelassen. Das Zulassen ist der Anfang des Gerichts. Denn der Zorn des HERRN entbrannte schon bevor David gereizt wurde.
Beim Vergleich der Verse sehen wir einen interessanten Unterschied. In Samuel lesen wir, dass David gereizt wurde "zu sagen", während in Chronik steht, dass er gereizt wurde "zu zählen". Während es in Samuel noch auf der Ebene der Haltung ist, so ist es in Chronik auf der Ebene der Umsetzung.
Unter dem Gesetz Mose, unter dem David und das Volk Israel lebten, wurden spezifische Handlungen bestraft und nicht Haltungen. Es war die Umsetzung der Volkszählung, welche zur Strafe führte und nicht der Aufruf zur Zählung. David hätte Zeit gehabt seinen Aufruf nicht auszuführen. Joab warnte David davor die Zählung durchzuführen, da es zur Schuld Israels werden würde.
Im Hebräischen wird in 1. Chronik 21:1 für Widersacher das Wort שטן (Satan) verwendet, welches sowohl als Bezeichnung eines allgemeinen Widersachers verstanden werden kann oder spezifisch als übernatürlicher Widersacher wie es im Buch Hiob vorkommt (z.Bsp. Hiob 1:6-7). Speziell bei Verwendung des vorangestellten Artikels handelt es sich um Satan als ein übernatürliches Wesen, wie es im Text bei Hiob der Fall ist. In 1. Chronik 21:1 steht jedoch kein vorangestellter Artikel. Der Widersacher ist nicht definiert.
Egal wer der Widersacher auch war, aus beiden Versen zusammen geht hervor, dass (1) ein Widersacher David reizte etwas zu machen, was nicht gut war und (2) der HERR dies aufgrund vorangeganer Sünden Israels zuliess. Das Verb, welches für "reizen" verwendet wird, bedeutet auch stechen (bildlich), zu etwas bewegen, anregen, verführen. Während es in Samuel als ein Bewegen verstanden werden kann, so ist es in Chronik ein effektives Verführen, da es sich dort um die Umsetzung in die Tat handelt.
Wir lesen in Jakobus, dass Gott nicht vom Bösen versucht werden kann und auch niemand versucht:
Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand.
Jakobus 1:13
Es kann aber sein, dass Gott Versuchung zulässt. Deshalb lehrt uns Jesus für Bewahrung vor Versuchung zu beten.
und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns von dem Bösen!
Matthäus 6:13
Die Versuchung zulassen ist nicht dasselbe, wie jemand zu versuchen und dazu zu führen zu sündigen, indem schlechte Absichten in Taten umgesetzt werden.
Die Frage, welche sich nun abschliessend stellt ist, wieso Gott David bewegte etwas zu sagen, was zur Schuld Israels führte? Denn es steht nicht, dass der HERR zuliess, dass David dazu gereizt wurde, sondern dass der HERR David dazu reizte. Eine mögliche Antwort ist, dass der HERR David reizte etwas offenbaren zu lassen, was aufgrund der Versuchung eines Widersachers schon in David's Gedanken war. Es steht in 2. Samuel 24:1 nicht, dass der Gedanke der Volkszählung, aufgrund einer vorangegangenen Versuchung eines Widersachers, nicht bei David schon vorhanden war. Damit hätte der HERR David nicht zu einer schuldigen Tat bewegt, sondern hätte ihn eine schon bestehende falsche Absicht offenbaren lassen. Es ist ein Ablassen vom Schutz vor Versuchung, was hier mit dem Bewegen zur Offenbarung der Absicht gleichgesetzt werden kann. Es ist ein Zulassen der Offenbarung von schlechten Absichten, welche im Herzen schon vorhanden sind, durch Tatsünden (siehe für ähnliche Argumentation [1]).
Übrigens zeigt die Begebenheit der Volkszählung ein Aspekt von Gottes Gnade. Obwohl der Zorn des HERRN schon entbrannt war, wurde David und auch ganz Israel nicht einfach gerichtet, sondern geprüft und sie hätten die Möglichkeit gehabt die Volkszählung nicht durchzuführen.
[1] Keil und Delitzsch, Biblische Kommentare, Die Bücher Samuels, 1875, S. 200.