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Wie sind die Vergleiche von Fussgängern und Pferden und des Landes des Friedens und der Pracht des Jordans in Jeremia 12:1-6 zu verstehen?

  • Elia
  • 27. Jan. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Im Kapitel 11 beschreibt der Prophet Jeremia wie er zu den Bewohnern von Juda und Jerusalem (Jeremia 11:2) gesprochen und sie mit ihrer Treulosigkeit konfrontiert hatte. Statt auf Jeremia zu hören, planten sie Anschläge gegen ihn (Jeremia 11:19). Das Gericht bleibt vorerst aus. Daraufhin bittet Jeremia um Gottes gerechtes Richten:

Aber du, HERR der Heerscharen, der du gerecht richtest, Nieren und Herz prüfst, lass mich deine Rache an ihnen sehen! Denn dir habe ich meine Rechtssache anvertraut.

Jeremia 11:20

Gott antwortet darauf und sagt, dass die Menschen von Anatot am Tag der Heimsuchung sicherlich gerichtet werden (Jeremia 11:22-23).

Obwohl Gott klar macht, dass das Gericht kommen wird, hadert Jeremia mit der Situation. Er fragt sich, wieso es den gottlosen Menschen, trotz ihrem Verhalten, überhaupt gut geht:

1 Du bleibst im Recht, HERR, wenn ich mit dir einen Rechtsstreit führe. Dennoch möchte ich Rechtssachen mit dir bereden: Warum ist der Weg der Gottlosen erfolgreich, ⟨warum⟩ haben Ruhe alle, die Treulosigkeit üben? 2 Du hast sie gepflanzt, sie haben auch Wurzel geschlagen; sie wachsen, tragen auch Frucht. Nahe bist du in ihrem Mund, doch fern von ihren Nieren.

Jeremia 12:1-2

In diesen Versen sehen wir, dass Jeremia ein tiefes Verständnis von Gerechtigkeit hat. Gerechtigkeit fordert auf Vergehen eine Strafe. Es ist verständlich, dass die Situation Jeremia sehr nahe gegangen sein muss, da die Menschen, welche er gewarnt hat, Anschläge gegen ihn geplant hatten. Trotz diesen lebensbedrohlichen Anfeindungen und der Ablehnung gegenüber Gottes Wort, scheint es diesen Menschen gut gegangen zu sein, scheinen sie Ruhe gehabt zu haben. Dieses Spannungsfeld findet sich speziell auch in Psalm 37 (z.Bsp. V. 7-9). Wir sehen dort aber nicht nur die momentane Situation, in der es den gottlosen Menschen gut geht, sondern die ganze Geschichte, also bis zum Ende (siehe Beitrag: Wird in Psalm 37:25 versprochen, dass Gerechte nie Hunger haben müssen?). Am Ende werden die, die auf den HERRN hoffen, das Land besitzen (Psalm 37:9).

Auf die Überlegungen von Jeremia folgt dann die Antwort Gottes:

5 Wenn du mit Fußgängern läufst und sie dich ⟨schon⟩ ermüden, wie willst du ⟨dann⟩ mit Pferden um die Wette laufen? Und wenn du dich ⟨nur⟩ im Land des Friedens sicher fühlst, wie willst du es ⟨dann⟩ machen in der Pracht des Jordan? 6 Denn auch deine Brüder und das Haus deines Vaters, auch sie sind treulos gegen dich, auch sie rufen dir nach aus voller Kehle. Glaube ihnen nicht, wenn sie freundlich mit dir reden!

Jeremia 12:5-6

In Vers 5 finden wir dann zwei Vergleiche, welche als Sprichwörter, also im übertragenen Sinn, verstanden werden müssen. Im ersten Vergleich zeigt Gott Jeremia auf, dass das was Jeremia im Moment erlebt hat, viel weniger schlimm ist, als das was in seinem Dienst noch kommen wird. Während der erste Vergleich den Unterschied von geringen zu grossen Herausforderungen klar macht, deutet der zweite Vergleich auf den Unterschied der unmittelbaren Gefahren. Die aktuelle Situation wird mit dem Land des Friedens verglichen, während das was noch kommen wird, mit der Pracht des Jordans verglichen wird. Der Jordan galt als ein gefährliches Gebiet, welches dicht mit Bäumen, Schilfrohre und Gebüschen überwachsen war, indem Löwen hausten [1]. Im Vers 6 macht Gott deutlich was dies bedeutet. Selbst Jeremias Brüder werden treulos, heuchlerisch und verleumderisch gegen ihn sein. Gott zeigt Jeremia also mit den Vergleichen wie die aktuelle Situation zu beurteilen ist und bereitet Jeremia zugleich auf den weiteren Dienst vor.


[1] Keil und Delitzsch, Biblische Kommentare, Den Propheten Jeremia und die Klagelieder, 1875, S. 164-165.


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